Nach Friedrichsthaler Brandbrief Noch mehr Bürgermeister schlagen Flüchtlings-Alarm

Von: Thomas Müller

10.03.2023 - 21:14 Uhr

Friedrichsthal (Saarland) - Der Brandbrief ("Kaltschnäuzig! Respektlos") an Bundeskanzler Olaf Scholz von Friedrichsthals Bürgermeister Christian Jung (59, SPD) wegen fehlender finanzieller Unterstützung bei der Flüchtlingsunterbringung schlägt weiter hohe Wellen.

In Friedrichsthal sind die Flüchtlinge in der Helenenhalle und Containern untergebracht
Foto: Laszlo Pinter

BILD hat in anderen Kommunen nachgefragt: Wie sieht die Flüchtlings-Situation bei ihnen aus? Hat der Friedrichsthaler Bürgermeister Recht?

Merzig:

Merzigs Bürgermeister Marcus Hoffeld
Foto: Thomas Wieck

Merzigs Bürgermeister Marcus Hoffeld (48, CDU): "Eins klar: Wir wünschen uns dringend mehr Unterstützung vom Bund." Bisher wurden etwa 470 Flüchtlinge in Merzig (30.000 Einwohner) untergebracht. "Da wird mit viel Tamtam ein Gipfel (bei Innenministerin Faeser, die Red.) angekündigt, der nichts bringt. Das ist enttäuschend. Wir Kommunen stehen am Ende der Kette und müssen das umsetzen, was der Bund beschließt und der uns bei der Umsetzung alleine lässt."

Nalbach:

Nalbachs Bürgermeister Peter Lehnert
Foto: Andreas Schlichter

Ähnlich sieht es Nalbachs Bürgermeister Peter Lehnert (65, Grüne): "Wir fühlen uns komplett allein gelassen, als strukturschwache Region sind wir im Saarland doppelt gestraft."

Sein Ort mit 9200 Einwohnern hat bisher rund 450 Flüchtlinge untergebracht. "Ich finde es mutig von Christian Jung, dass er die Probleme offen in einem Brief anspricht. Es muss sich grundlegend etwas in der Flüchtlingspolitik verändern!"

Wadern:

Waderns Bürgermeister Jochen Kuttler
Foto: Harald Tittel

Das sagt auch Waderns Bürgermeister Jochen Kuttler (52, Pro Hochwald): "Es fehlt ein Gesamtplan, es fehlt an Wohnraum, an Personal. Ohne ehrenamtliche Helfer wäre das alles nicht zu stemmen. Der Bund täte gut daran, den Bürokratie-Wahnsinn abzubauen."

Auch Saar-Innenminister Reinhold Jost hat auf den Brief reagiert: "Ich teile zu sehr großen Teilen das Anliegen der kommunalen Seite, Ton und Sprache des Briefes teile ich wie sehr viele andere Bürgermeisterinnen und Bürgermeister nicht. Ich denke, Bürgermeister Jung würde das nicht mehr so schreiben, der Tonfall schadet dem Ansinnen der kommunalen Seite und vermutlich auch dem persönlichen Ansehen des Absenders."


Quelle: